Wanderleiter-Aspiranten unterwegs im historischen Maderanertal
Text Diana Dax
Acht Aspirantinnen und Aspiranten der Schweizer Wanderleiter-Ausbildung aus St-Jean im Wallis haben sich für den Kanton Uri und das Maderanertal entschieden, um Ende Juni ihre „Wanderwoche“ durchzuführen. Ihr Ziel: Erlangen des eidgenössischen Fachausweises Wanderleiter. Wanderleiter ist ein noch junger Beruf, der umfassende theoretische und praktische Kenntnisse erfordert. Die zukünftigen Wanderleiter sollen Gäste kompetent und sicher begleiten und die verschiedenen Facetten der durchwanderten Gebiete vermitteln. Das Maderanertal ist optimal zum Üben: Reich an Geschichte und Kultur, eine interessante Fauna und Flora sowie faszinierende Gletscherwelten.
Die acht zukünftigen Wanderleiterinnen und Wanderleiter stammen aus der ganzen Schweiz. Das Ausbildungszentrum befindet sich in St-Jean im Val d’Anniviers im Wallis, wo sie bereits im 2012 die Ausbildung begonnen haben mit Themen wie Orientierung/Sicherheit, Meteorologiesowie Flora und Fauna. Das 2. Jahr beinhaltet einen ausgeprägten Pädagogikblock. Wie soll Gelerntes auf interessante und aktive Weise den Wandergästen vermittelt werden? „Ich möchte, dass meine Gäste in eine Zauberwelt eintreten“, erläutert Sabine Schäfer aus Langnau im Emmental. „Sie sollen die Landschaft und Tierwelt bewusst erleben.“
„Der Kanton Uri bietet ein optimales Übungsterrain“, führt Anselmo Loretan, Verantwortlicher für die deutschsprachige Ausbildung zum Wanderleiter ASAM (Association Suisse des Accompagnateurs en moyenne Montagne) aus. Hier soll Gelerntes eins zu eins praktisch angewandt werden. Die Aspiranten haben die Region frei gewählt und die Woche eigenständig geplant und organisiert. Bristen – Gasthaus Lägni – Balmenegg – Windgällenhütte – Golzern und Silenen als Endstation. „Wir haben uns vorab informiert: Kartenmaterial, Uri Tourismus, Themenspezifisches zur Seilbahngeschichte, Geologie und Strahlen sowie natürlich die Geschichte des Hotels Maderanertal “, erläutert Martin Gabathuler aus Buchs, St-Gallen. „Aber nichts ist interessanter als vor Ort mit Wirtsleuten, Einheimischen oder den Käsern der Stössialp persönlich zu sprechen.“ Die Aspiranten mussten jeweils 3 Stunden Führen und verschiedenste Aspekte beachten, wie Begrüssung, technische Elemente der Wanderung, Sicherheit und Wohlbefinden der Gäste sowie vorbereitete und spontane Animationen einfliessen lassen.
„Ich kann mir gut vorstellen, mit Wandergästen nach Uri, ins Maderanertal, zurückzukommen“, meint Diana Dax aus Zug, die nun in Morgins im französischen Unterwallis lebt. „Mich hat die Herzlichkeit und Gastfreundschaft beeindruckt. Die lokalen Partner sind ausschlaggebend für eine gelungene Exkursion und zufriedene Gäste.“
Das Berufsbild Wanderleiter ist noch wenig bekannt. Der Beruf kommt aus Frankreich und fand Mitte der 90er Jahre den Weg in die französische Schweiz. Die Schweizer Wanderleiter-Ausbildung in St-Jean ist führend in der Ausbildung professioneller Wander- und Schneeschuhleiter. Die Kurse wurden zuerst in Französisch Angeboten, seit 2003 auch in deutscher Sprache. 13 Kurswochen sind über 2 ½ Jahre verteilt und erlauben so, sich ein umfassendes Wissen anzueignen und dieses vielfältig weiterzugeben. Wanderleiter sollen die Begegnung zwischen Gästen, Einheimischen, der Natur der Bergregion und generell den Schweizer Tourismus fördern.